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Unter den Alpen gesungen
Heilige Unschuld, du der Menschen und der Götter liebste vertrauteste! du magst im Hause oder draußen ihnen zu Füßen Sitzen, den Alten,
Immerzufriedner Weisheit voll; denn manches Gute kennet der Mann, doch staunet er, dem Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist Reine, dir alles!
Siehe! das rauhe Tier des Feldes, gerne Dient und trauet es dir, der stumme Wald spricht Wie vor Alters, seine Sprüche zu dir, es Lehren die Berge
Heil’ge Gesetze dich, und was noch jetzt uns Vielerfahrenen offenbar der große Vater werden heißt, du darfst es allein uns Helle verkünden.
So mit den Himmlischen allein zu sein, und Geht vorüber das Licht, und Strom und Wind, und Zeit eilt hin zum Ort, vor ihnen ein stetes Auge zu haben,
Seliger weiß und wünsch’ ich nichts, so lange Nicht auch mich, wie die Weide, fort die Flut nimmt, Daß wohl aufgehoben, schlafend dahin ich Muß in den Wogen;
Aber es bleibt daheim gern, wer in treuem Busen Göttliches hält, und frei will ich, so Lang ich darf, euch all’, ihr Sprachen des Himmels! Deuten und singen.
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Am Quell der Donau
Denn, wie wenn hoch von der herrlichgestimmten, der Orgel Im heiligen Saal, Reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren, Das Vorspiel, weckend, des Morgens beginnt Und weitumher, von Halle zu Halle, Der erfrischende nun, der melodische Strom rinnt, Bis in den kalten Schatten das Haus Von Begeisterungen erfüllt, Nun aber erwacht ist, nun, aufsteigend ihr, Der Sonne des Fests, antwortet Der Chor der Gemeinde; so kam Das Wort aus Osten zu uns, Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör’ ich O Asia, das Echo von dir und es bricht sich Am Kapitol und jählings herab von den Alpen
Kommt eine Fremdlingin sie Zu uns, die Erweckerin, Die menschenbildende Stimme. Da faßt’ ein Staunen die Seele Der Getroffenen all und Nacht War über den Augen der Besten. Denn vieles vermag Und die Flut und den Fels und Feuersgewalt auch Bezwinget mit Kunst der Mensch Und achtet, der Hochgesinnte, das Schwert Nicht, aber es steht Vor Göttlichem der Starke niedergeschlagen,
Und gleichet dem Wild fast; das, Von süßer Jugend getrieben, Schweift rastlos über die Berg’ Und fühlet die eigene Kraft In der Mittagshitze. Wenn aber Herabgeführt, in spielenden Lüften, Das heilige Licht, und mit dem kühleren Strahl Der freudige Geist kommt zu Der seligen Erde, dann erliegt es, ungewohnt Des Schönsten und schlummert wachenden Schlaf, Noch ehe Gestirn naht. So auch wir. Denn manchen erlosch Das Augenlicht schon vor den göttlichgesendeten Gaben,
Den freundlichen, die aus Ionien uns, Auch aus Arabia kamen, und froh ward Der teuern Lehr’ und auch der holden Gesänge Die Seele jener Entschlafenen nie, Doch einige wachten. Und sie wandelten oft Zufrieden unter euch, ihr Bürger schöner Städte, Beim Kampfspiel, wo sonst unsichtbar der Heros Geheim bei Dichtern saß, die Ringer schaut und lächelnd Pries, der gepriesene, die müßigernsten Kinder. Ein unaufhörlich Lieben wars und ists. Und wohlgeschieden, aber darum denken Wir aneinander doch, ihr Fröhlichen am Isthmos, Und am Cephyß und am Taygetos, Auch eurer denken wir, ihr Tale des Kaukasos, So alt ihr seid, ihr Paradiese dort Und deiner Patriarchen und deiner Propheten,
O Asia, deiner Starken, o Mutter! Die furchtlos vor den Zeichen der Welt, Und den Himmel auf Schultern und alles Schicksal, Taglang auf Bergen gewurzelt, Zuerst es verstanden, Allein zu reden Zu Gott. Die ruhn nun. Aber wenn ihr Und dies ist zu sagen, Ihr Alten all, nicht sagtet, woher? Wir nennen dich, heiliggenötiget, nennen, Natur! dich wir, und neu, wie dem Bad entsteigt Dir alles Göttlichgeborne.
Zwar gehn wir fast, wie die Waisen; Wohl ists, wie sonst, nur jene Pflege nicht wieder; Doch Jünglinge, der Kindheit gedenk, Im Hause sind auch diese nicht fremde. Sie leben dreifach, eben wie auch Die ersten Söhne des Himmels. Und nicht umsonst ward uns In die Seele die Treue gegeben. Nicht uns, auch Eures bewahrt sie, Und bei den Heiligtümern, den Waffen des Worts Die scheidend ihr den Ungeschickteren uns Ihr Schicksalssöhne, zurückgelassen
Ihr guten Geister, da seid ihr auch, Oftmals, wenn einen dann die heilige Wolk umschwebt, Da staunen wir und wissens nicht zu deuten. Ihr aber würzt mit Nektar uns den Othem Und dann frohlocken wir oft oder es befällt uns Ein Sinnen, wenn ihr aber einen zu sehr liebt Er ruht nicht, bis er euer einer geworden. Darum, ihr Gütigen! umgebet mich leicht, Damit ich bleiben möge, denn noch ist manches zu singen, Jetzt aber endiget, seligweinend, Wie eine Sage der Liebe, Mir der Gesang, und so auch ist er Mir, mit Erröten, Erblassen, Von Anfang her gegangen. Doch Alles geht so.
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[Vom Abgrund nemlich . . .]
Vom abgrund nemlich haben Wir angefangen und gegangen Dem Leuen gleich, in Zweifel und Ärgerniss, Denn sinnlicher sind Menschen In dem Brand Der Wüste Lichttrunken und der Thiergeist ruhet Mit ihnen. Bald aber wird, wie ein Hund, umgehn In der Hizze meine Stimme auf den Gassen der Gärten In denen wohnen Menschen In Frankreich Der Schöpfer Franfurt aber, nach der Gestalt, die Abdruk ist der Natur zu reden Des Menschen nemlich, ist ner Nabel Dieser Erde, diese Zeit auch Ist Zeit, under deutschen Schmelzes. Ein wilder Hügel aber stehet uber dem Abhang Meiner Gärten. Kirschenbäume. Scharfer Othem aber wehet Um die Löcher des Felses. Allda bin ich Alles miteinander. Wunderbar Aber über Quellen beuget schlank Ein Nussbaum und sich. Beere, wie Korall Hängen an dem Strauche über Röhren von Holz, Aus denen Ursprünglich aus Korn, nun aber zu gestehen, bevestigter Gesang von Blumen als Neue Bildung aus der Stadt, wo Bis zu Schmerzen aber der Nase steigt Citronengeruch auf under das Öl, aus der Provence, und es haben diese Dankbarkeit mir die Gasgognischen Lande Gegeben. Gezähment aber, noch zu sehen, und genahrt hat mich Die Rappierlust und des Festtags gebraten Fleisch Der Tisch und braune Trauben, braune Und mich leset o Ihr Blüthen von Deutschland, o mein Herz wird Untrügbarer Krystall an dem Des Licht sich prüfet wenn Deutschland
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Zu Sokrates’ Zeiten
Vormals richtete Gott.
Könige.
Weise.
wer richtet denn itzt?
Richtet das einige Volk? die heil’ge Gemeinde? Nein! o nein! wer richtet denn itzt? Ein Natterngeschlecht! feig und falsch Das edlere Wort nicht mehr Über die Lippe O im Namen ruf ich, Alter Dämon! dich herab
Oder sende Einen Helden
Oder die Weisheit.
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Der Baum
Da ich ein Kind, zag pflanzt ich dich
Schöne Pflanze! wie sehn wir nun verändert uns
Herrlich stehest und
wie ein Kind vor.
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An Meine Schwester
Übernacht ich im Dorf
Albluft
Strasse hinunter
Haus Wiedersehen. Sonne der Heimat
Kahnfahrt, Freunde Männer und Mutter. Schlummer.
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An
Elysium
Dort find ich ja
Zu euch, ihr Todesgötter
Dort Diotima Heroen.
Singen möcht ich von dir
Aber nur Tränen.
Und in der Nacht, in der ich wandle, erlöscht mir dein
Klares Auge!
himmlischer Geist
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Sung Beneath the Alps
Holy innocence, that men and gods Love the most! Either inside the house Or out of doors, to sit at the feet Of the ancients,
Always full of contented wisdom; for man knows Much that’s good; but astonished as the animals He looks toward heaven. But how pure everything is To you, Pure One!
Look! The rough beast of the field gladly Serves and trusts you, the voiceless forest Speaks to you of the ancients, the mountains Teach you
Holy laws, and even now the Great Father Often wants to name for us the complexity Of experience; only your words are luminous And clear.
To be alone with the gods, and when The light passes over, and wind and flood, and When time hurries to its place, you have a steady Eye for them;
Nothing is holier that I know and want, As long as the flood doesn’t take me, like The willows, well cared for, sleeping as I must On the waves;
He who holds divine things in his heart Will gladly stay home, however, and I’ll be free, As long as needed, to translate and sing The tongues of heaven.
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At the Source of the Danube
For as when high from the splendidly voiced, the organ In a holy hall, Purely swelling forth from inexhaustible pipes, The prelude awakening, the morning beginning, And far and wide, from one great room to another, Refreshing now, the melodic stream runs Down to the cold shadows of the house, Filling it with inspiration, But now awake, rising to it, The sun of celebration answers In the voice of the choir united; So the word came down to us from the East, And by the rocks of Parnassus and by Cithaeron, O Asia, I hear your echo and it breaks Upon the capitol, and suddenly down from the Alps
It comes to us As a stranger, he who Calls humans into their being. Amazement took hold of the souls Of all who were struck, and night Passed over the eyes of the best men, For we can accomplish much, And flood and stone and even the power of fire Are overcome by the art of man, And the high-minded will not retreat From the sword, for, faced with divine powers, The strong will stand in shame,
And nearly resemble wild beasts; Which, driven by sweet youth, Roam restlessly over mountains And feel their own power In the heat of afternoon, But when led down by playful breezes, And the holy light with its calm radiance, The happy spirit descends To the holy earth; then he succumbs, Unfamiliar with the most beautiful And slumbers in waking sleep, Though stars are not yet out; so it is with us, For the light of many eyes is extinguished When it meets with gifts sent by God,
The kindly one who came to us From Ionia and from Arabia, too, and the souls Who had gone to their rest Were never made glad by precious teachings And also gracious songs, Yet some were awakened, and often, citizens Of pretty towns, they walked among you, Contented by the games, where once, undetected, the hero Sat secretly with poets, saw the wrestlers, And smilingly praised The happily loitering children—he the praised one! It was and is an endless love, But now completely divided; yet still we think Of one another, you happy ones of the Isthmus, And by Cephissus and by Taygetus, We think of you, valleys of the Caucasus, As old as you are, there in paradise, And your patriarchs and your prophets,
O Asia, you strong one, Mother! Fearless in signs of the world, Heaven and all fate heaped themselves on our shoulders; For days we rooted down in the mountains, And were the first to understand How to speak alone to God. These are now at rest. But if, And this must be said, All you ancients, you would never tell us How we’re supposed to name you, Under holy stricture, Yet we name you, Nature, and new, as from a bath, Emerges all that is born of God.
True, we nearly walk like orphans; though much has stayed the same, all true care is lacking; But youths who think of their childhood Are not strangers in the house. They live threefold, even as The firstborn sons of heaven, And not for nothing is faith Given to us in our souls— Not ours alone, but preserving Everything that’s yours Along with holy relics, weapons of the word, Which, when the Sons of Fate departed, Were left behind for the Fateless,
You, kindly spirits, are present in them, too, And often, when one hovers in a holy cloud Around a Fateless One, we are astounded And don’t know what it means. But you spice our breath with nectar, And then we can rejoice, or else we become pensive, But when you love someone too greatly, There’s no rest until he becomes one of you. Therefore, good people! Surround me lightly, So that I may stay, for there is still much to sing, But now like a myth of love Weeping from my soul, My song reaches its end, And so, too, growing pale and blushing, It’s gone from the beginning. That’s how it always goes.
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Beginning at the Abyss
We began of course at the abyss And have gone forth like lions In doubt and anger, For men are more sensual In the heat Of deserts Drunk with light, and the spirit of animals Lies down with them. But soon, like a dog, My voice will wander in the heat Through the garden paths In which people live In France . . . The Creator . . . Frankfort, rather, for to speak of nature Is to take its shape—human nature, I mean, Umbilicus to the earth. Our time Is also time, and of German making. An overgrown hill hangs above My gardens. Cherry trees. But a sharper breath Blows through the absences in stone. And there I am, All things at once. A slender Nut tree bends over The well-springs and . . . . Berries like coral Hang on the bush above the wooden downspout Which they used to make of corn. But now, Quite frankly, it sings most forcefully of flowers. The news from town, where the smell of lemons And oil from Provence rises almost painfully To the nose, for which I’d like to thank The region of Gascony. Still to be seen, What tamed and nourished me— A love of the skewer and holiday roast, The table and dusky grapes, so ripe. Gather me please O German flowers, O my heart is turning Into the truest crystal, in which The light is tested when Germany
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The Time of Socrates
Once God set things in order.
Kings.
Wise men.
Who will do that now?
The people as a whole? Spiritualists and churchmen? No? Who then now decides? a bunch of vipers! cowardly and lying no noble words now pass anyone’s lips O in the name I call down the ancient spirits
Or send a hero
Or wisdom.
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The Tree
When I was a child, I planted you
Lovely tree! How different we seem to each other now
How beautifully you stand like
a child
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To My Sister
I stay overnight in the village
Alpine air
Down the street
Home again. Sun of home.
Canoe ride. Friends. Men and mother. Slumber.
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To
Elysium
Yes there I find
To you, you gods of death
There Diotima heroes.
I’d like to sing of you
But only tears.
And in the night where I wander, your clear eye
Is extinguished
heavenly spirit.
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